Am 6. Februar jähren sich die verheerenden Erdbeben in Syrien und in der Türkei
Durch die Erdbeben haben rund 60.000 Menschen ihr Leben verloren. Auf einer Fläche, die fast so groß ist wie Deutschland, hinterließen die Beben ein Trümmerfeld und eine Spur der Zerstörung. Serkan Eren, der Gründer von STELP, war damals nur wenige Stunden nach den Beben vor Ort. „Die Bilder und vor allem die Gerüche sind mir bis ins Knochenmark gefahren und lassen mich bis heute nicht los“, sagt der krisenerprobte Aktivist.
Noch immer sind viele der Provinzen voller Trümmerberge und unbewohnbar. „In den betroffenen Städten fehlt es nach wie vor an fast allem. Es gibt weiterhin so gut wie keine Wohnungen, die fertig sind. Es fehlt komplett an Infrastruktur wie beispielsweise Wasserleitungen. Und vor allem gibt es keine Perspektive für die Menschen. Fast alle haben ihre Jobs verloren“, erklärt Eren.
1614 Menschen leben im STELP-Containerdorf
Die meisten Menschen sind zunächst in Containerdörfern untergekommen. Eines dieser Containerdörfer hat STELP in Zusammenarbeit mit dem türkischen Sportclub Galatasaray Istanbul erbaut. Es befindet sich in Kahramanmaraş, einem der Epizentren der Beben. Dort haben 1614 Personen ein neues Zuhause auf Zeit gefunden. „Wir tun alles dafür, es den Menschen so erträglich wie möglich zu machen“, betont Eren. Im Containerdorf von STELP gibt es daher einen Fußball- und Basketballplatz, Spielplätze für die Kinder und einen Marktplatz. „Es gibt niemanden, der von dieser Katastrophe nicht betroffen war. Es gab niemanden, der nicht einen engen Verwandten oder zumindest einen guten Freund oder Bekannten verloren hat. Ein ganzes Land hat ein Trauma davongetragen“, führt er fort. Deshalb wird in den Containerdörfern auch psychologischer Support angeboten.
STELP hat im vergangenen Jahr rund 1,5 Millionen Euro an Spenden für die Hilfe vor Ort in der Türkei und Syrien erhalten. Etwa 60.000 Euro wurden für die akute Katastrophenhilfe verwendet, wie den Kauf von Decken, Zelten oder Wasser. Der Großteil der Spenden fließt in den Wiederaufbau und in längerfristige Wohnprojekte. Über 700.000 Euro hat STELP beispielsweise in das Containerdorf in Kahramanmaraş investiert. „Der Wiederaufbau ist extrem teuer. Aber die Spendenbereitschaft ist leider enorm zurück gegangen. Die Aufmerksamkeit für die Menschen vor Ort ist weniger geworden, doch das heißt nicht, dass die Leute dort weniger leiden“, sagt Eren.
„Kinder, die psychologisch betreut werden, sind eine Seltenheit“
„Diese Katastrophe ist noch lange nicht überstanden“, betont er weiter. „Insbesondere für die betroffenen Kinder und Jugendlichen. Kinder, die psychologisch betreut werden, sind eine Seltenheit“, sagt Eren. Die aktuelle Situation hat erheblichen Einfluss auf die (psychischen) Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen und wird sich auch auf die Bildungschancen der Kinder in den betroffenen Regionen auswirken. STELP unterstützt deshalb in Samandağ, in der Provinz Hatay, das Interkulturelle Soziale Service (ISS) Netzwerk beim Bau einer mehrsprachigen Kindertagesstätte für 100 Kinder im Alter zwischen ein und sechs Jahren.