Voll beladen mit Getränken, Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern, machte sich am Sonntag erneut ein von STELP organisierter 40-Tonner auf den Weg in die Ukraine. Das Ziel: die Stadt Mykolajiw im Süden der Ukraine. Sie liegt östlich von Odessa und wird seit Kriegsbeginn immer wieder angegriffen. Viele bezeichnen sie auch als Schutzwall Odessas. Es ist bereits der dreiundfünfzigste LKW, den die Hilfsorganisation STELP e. V. in die Kriegsregionen entsendet. Über 1.000 Tonnen hat der Stuttgarter Verein damit bisher in die umkämpften Gebiete liefern können.
„Wir als Hilfsorganisation aus Stuttgart konnten bereits so vielen Menschen helfen, das zeigt, was alles möglich ist. Aber trotzdem bin ich unendlich traurig, weil weiterhin so viele unschuldige Menschen in der Ukraine leiden müssen. Und es ist einfach kein Ende dieses unnötigen Krieges in Sicht“, sagt Serkan Eren, der Gründer von STELP. Er selbst wechselt sich immer wieder mit Patrick Münz, dem zweiten Vorstand des Vereins, vor Ort in der Ukraine ab. Dort koordinieren die beiden Aktivisten gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen die Lieferungen der Lebensmittel und die Evakuierungen von vulnerablen Personen aus umkämpften Gebieten.
STELP baut mit Partnern Lieferkette in Ukraine auf
Gemeinsam mit Partnern hat STELP in der Ukraine mittlerweile eine funktionierende Lieferkette und Versorgungsstrukturen aufgebaut. Das erste Ziel des LKWs lautet deshalb Lwiw. Eine Stadt an der polnisch-ukrainischen Grenze. Dort betreibt STELP eines ihrer Umschlaglager mit anderen Hilfsorganisationen. Diese Logistikzentren sind dringend nötig, denn was zu Beginn des Krieges als gemeinsame Sammelaktion bei der Stuttgarter Kulturinsel gestartet ist, ist mittlerweile streng getaktete Logistikarbeit.
Große Unterstützung bekommt die Stuttgarter Hilfsorganisation dabei von Profis. Die Spedition Transcoop09 aus Neu-Ulm stellt Mitarbeitende, die für STELP die Logistik übernehmen. Denn für die Lieferungen braucht es einiges an Know-how. „So müssen beispielsweise die richtigen Papiere für den Zoll vorbereitet werden, Fahrer und Ladung koordiniert und die weitere Verteilung vor Ort geplant werden. Und um so effizient wie möglich zu sein, arbeiten wir außerdem nur noch in Palettenmengen“, erklärt Eren.
Dabei werden nicht nur Lebensmittel und Medizinprodukte transportiert. Auch Krankenhausbetten oder Pferdefutter wurden bereits von STELP verladen. Viele der Hilfsgüter seien Sachspenden, oftmals kaufe STELP aber auch beim Großhändler mit den Spendengeldern die benötigte Ware. Seit Ostern hat die Stuttgarter Hilfsorganisation zudem ein Mandat der Bundesregierung erhalten, das ihr erlaubt, Nahrungsmittel aus dem zentralen Lebensmittelhub der Bundesregierung auszuliefern.
Dieselmangel in der Ukraine erschwert Lieferungen
Meist werden die Waren in den Umschlaglagern in der Ukraine dann nochmal verladen. Von dort aus fahren kleinere Sprinter oder LKWs in die Städte, in denen die Hilfsgüter am dringendsten benötigt werden. Um direkt in die Kriegsgebiete zu gelangen und um dort die bedürftigen Menschen erreichen zu können, müssen die Hilfsgüter oftmals noch auf PKWs umgeladen werden. Denn die Infrastruktur vor Ort in den umkämpften Gebieten ist meist so zerstört, dass ein Durchkommen mit LKWs unmöglich ist. Nur wenige andere NGOs nehmen diese gefährlichen Wege auf sich. „Auch die Dieselknappheit in der Ukraine erschwert uns die Arbeit derzeit enorm, da muss jeder Weg genau berechnet werden“, erklärt Eren.
Eigentlich leben in Mykolajiw, dem Zielort der Lebensmittel und Getränke, die der LKW von STELP geladen hat, rund eine halbe Millionen Menschen. Doch während des Krieges sind bereits viele geflohen. Die, die in der Stadt geblieben sind, brauchen dringend Unterstützung und Hilfe. Teilweise harren sie, um Schutz vor den russischen Angriffen zu finden, seit Wochen und Monaten in Kellern aus. Die Regionen, die STELP mit Hilfsgütern beliefert, sind meist von anderen Lebensmittellieferungen abgeschnitten. Die Lebensmittel und Getränke von STELP werden in Mykolajiw deshalb bereits sehnlichst erwartet.