STELP und Stay schaffen nachhaltige Perspektiven für Ugandas Kleinbauern
ein Gastbeitrag von Andreas Kugler, Stay
STELP und Stay fördern gemeinsam das Ausbildungsprogramm Stay Bee in Uganda. Damit schaffen sie nachhaltige Perspektiven auf ein eigenes Einkommen für angehende Imkerinnen und Imker.
Jasper Elong
Jasper Elong steht zufrieden vor seinem Bienenstock in seinem Heimatdorf im nördlichen Uganda. Es ist sehr warm und sonnig, und das Dorf ist umringt von viel Grün. Die Gegend ist fruchtbar. Jasper versorgt sich und seine Familie als Kleinbauer, so wie Tausende andere in dieser Region. Im Schnitt verdient jede Familie damit 50 bis 60 Euro im Monat – zu wenig für ein gesundes Leben. Doch die Imkerei eröffnet Jasper neue Möglichkeiten: „Ich habe jetzt gesehen, dass die Imkerei sehr gut ist. Deswegen werde ich damit weitermachen. Jetzt brauche ich nur noch mehr Material für die Bienenstöcke.“ Mit dem Verkauf von Honig und Wachs können Jasper und andere Kleinbauern ihr Einkommen auf etwa 80 Euro im Monat aufstocken. Für manche Familien bedeutet das sogar schon eine Verdopplung.
Denn extreme Armut ist für viele Familien in Uganda Alltag. Nach Angaben der Weltbank ist das Land eines mit den geringsten Einkommen. Die Regierung hat sich vorgenommen, Uganda in den nächsten 20 Jahren zu einem Land „im oberen mittleren Einkommensbereich“ zu führen – in dieser Kategorie befinden sich heute Länder wie Namibia oder Thailand. Im landwirtschaftlichen Bereich gehört die Imkerei („bee keeping“) zu den Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Entwicklung. Denn Honig wird in Uganda immer beliebter. Außerdem ist das Klima dafür günstig. Die Stöcke werden auf natürlichem Weg von Bienenvölkern in Beschlag genommen. Kurzum, die Voraussetzungen sind da, jetzt müssen nur die Menschen in die Lage versetzt werden, daraus Gewinn zu erwirtschaften. So wie Jasper.
Die Stay Alliance: Netzwerk für eine bessere Zukunft
Wie konnte Jasper diesen Sprung schaffen? Ortswechsel – in die ugandische Hauptstadt Kampala: In einem Büro sitzt Ernest Namanya Rwendeire mit seinen Kollegen der offiziell anerkannten Nichtregierungsorganisation LATEK Stay Alliance Uganda zusammen. Die Stay Alliance ist ein Netzwerk aus ugandischen Unternehmen, die auf wirtschaftlich tragfähige Weise soziale Projekte in ihrer Heimat umsetzen. Geschaffen wurde sie von der Stuttgarter Stiftung Stay. Jetzt gehen Ernest und sein Team die ersten Zahlen des Ausbildungsprogramms zur Imkerei durch. Was sie lesen, ist vielversprechend. Die Testphase war ein Erfolg.
Die Testphase, das war die Arbeit mit Menschen wie Jasper. Die Stay Alliance hat zusammen mit dem erfahrenen ugandischen Unternehmen Golden Bees Ltd. und anderen Netzwerkunternehmen 120 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern mit Schutzkleidung, Baumaterial für einen Bienenstock und – am allerwichtigsten – Wissen ausgestattet. Und sie haben mit Golden Bees Ltd. auch gleich einen Käufer für ihren Honig und ihr Bienenwachs. Alles in allem also das Rüstzeug für einen neuen Nebenerwerb.
Geschäftsführer von Golden Bees, Brian Mugisha, hat bereits viel Erfahrung mit der Ausbildung von Imkerinnen und Imkern. Im Netzwerk Stay Alliance hat Brian diesen Erfahrungsschatz mit anderen Mitgliedsunternehmen geteilt. Der Effekt: Jetzt können noch mehr Ausbildungsplätze angeboten werden. Weitere 320 Imkerinnen und Imker werden die viertägige Schulung durchlaufen. „Damit können sie sich und ihre Familien aus der Armut befreien“, freut sich Benjamin Wolf, Gründer und Geschäftsführer von Stay.
»Man kann nur etwas verändern, wenn man etwas anders macht«
Ein kleines Gesundheitszentrum tief in den Nebelwäldern Ecuadors. Hier hat Benjamin Wolf vor 20 Jahren seine ersten eigenen Erfahrungen mit Entwicklungshilfe gemacht. 13 Jahre lang hat Benjamin für verschiedene Organisationen gearbeitet, bis er die Stiftung Stay gründete. Was ihn antrieb, war der Wunsch, es anders zu machen: „Viele Entwicklungsprojekte waren gut gemeint aber unterm Strich nicht gut genug gemacht. Mir ist klar geworden, dass es anders gehen muss, damit die Entwicklungsarbeit endlich nachhaltige Verbesserungen bringt.“
Die revolutionäre Idee von Stay ist: Es braucht gar keine Entwicklungshilfe. „Jedes Mal, wenn ich in Afrika bin, bin ich überwältigt von den Menschen, die ich dort treffe: optimistische, ideenreiche Macherinnen und Macher mit einer ausgeprägten hands-on-Mentalität“, erzählt Benjamin. „Sie wissen am besten, was vor Ort gebraucht wird und sind tief verwurzelt in ihrer afrikanischen Heimat. Diese Menschen haben mir nie den Eindruck vermittelt, dass sie auf Hilfe von außen warten.“
Mit Stay hat Benjamin diese Menschen in den Mittelpunkt gerückt. Denn Stay fördert ausschließlich afrikanische Sozialunternehmen und bringt sie in Netzwerken, eben den Stay Alliances, zusammen. Ihre Initiative, ihr unternehmerisches Know-how gepaart mit ihrem sozialen Anspruch machen sie zu den Schlüsselfiguren im Kampf gegen Armut.
STELP und Stay: Auf einer Wellenlänge
Dass es einzelne Menschen sind, die einen Unterschied machen, daran glaubt man auch bei STELP. Der Verein fördert aktuell Projekte auf drei Kontinenten, ist u. a. in der Flüchtlingshilfe aktiv und lindert dabei akute Not, etwa durch direkten Zugang zu Lebensmitteln, Sanitärprodukten und sauberem Wasser. Erst kürzlich war Gründer und Geschäftsführer Serkan Eren und sein Team wieder in Bosnien, um Hilfsgüter für die Flüchtlinge in Bihać zu organisieren. Damit konnten sie die katastrophale Lage in den Lagern für einige der Menschen zumindest lindern. Außerdem unterstützt STELP Bildungsprojekte in Nepal und Kambodscha, betreibt Suppenküchen an sechs Schulen im Jemen und mitfinanziert ein Gesundheitszentrum in Gaza, um die Gesundheitsversorgung der palästinensischen Bevölkerung dauerhaft und nachhaltig zu verbessern.
Ein nachhaltiges Projekts hat STELP auch bei Stay gefunden – und das, ohne weit zu reisen. Denn beide Organisationen haben ihre Heimat im Stuttgarter Westen. Da lag es auch nahe, dass STELP und Stay nun ihre Kräfte bündeln: STELP unterstützt das Imkerei-Ausbildungsprogramm in Uganda mit rund 30 000 Euro.
Die beiden Gründer, Benjamin von Stay und Serkan von STELP, vergleichen die Zusammenarbeit von STELP und Stay mit zwei Puzzleteilen, die genau ineinanderpassen: „STELP hat sich über die Jahre ein großes Netz von Unterstützenden in Stuttgart und der Region aufgebaut. Und Stay verfügt mit der Stay Alliance über einen Ansatz dafür, extreme Armut in unternehmerischen Projekten nachhaltig zu besiegen. Indem wir die Stärken von STELP und Stay zusammenbringen, erreichen wir gemeinsam schneller unser Ziel: Nämlich die Wirksamkeit für die Menschen vor Ort zu steigern.“
Baustein für weitere Erfolge
Jasper ist dankbar für die Ausbildung, die er durch Mitglieder der Stay Alliance erhalten hat. Für ihn bedeutet sie einen Schritt in Richtung eines sicheren und würdigeren Lebens. Doch es braucht noch mehr Erfolgsgeschichten wie die von Jasper, um extreme Armut nachhaltig zu überwinden. Die Unterstützung des Programms Stay Bee durch STELP ist ein Baustein dafür.