Im Nordwesten Bosniens, rund um die Stadt Bihać nahe der kroatischen Grenze, wird die Situation für Geflüchtete immer dramatischer. Sie sind weder vor der Gewalt kroatischer Grenzbeamter sicher, noch vor den Schikanen der bosnischen Polizei, die scheinbar grundlos in die Lager einfallen, Hab und Gut der Geflüchteten entwenden oder zerstören und sie nicht selten körperlich misshandeln. Den Menschen bleibt oft nur ein Ausweg: sich in den Wäldern der Grenzregion zu verstecken.
Bei unserem ersten Einsatz in Bosnien und Herzegowina lebten in einem Flüchtlingslager, das sich mitten im Wald nahe der kroatischen Grenze befand, im Winter 2019 mehr als 1.000 Menschen bei Minus 5 Grad Celsius unter mehr als menschenunwürdigen Bedingungen. Neben Lebensmitteln konnten wir Schuhe, Jacken, Decken, Schlafsäcke und Taschenlampen verteilen.
Seit Ende April 2020 gibt es ein neues Auffanglager in Lipa, einem kleinen Dorf nahe Bihać, das bessere Bedingungen bieten soll. Es bietet Platz für 1.000 Menschen — und ist bereits heute komplett ausgelastet. Mehr als 1.500 Migrant:innen leben daher weiterhin in verlassenen Häusern und Fabriken rund um Bihać.
Auch für die Hilfsorganisationen vor Ort ist die Lage mittlerweile riskant geworden, da auch sie nicht vor Angriffen sicher sind. Die meisten jedoch — so auch unsere Freund:innen und Partner:innen von „SOS Bihać“, die auch vom “ Aachener Netzwerk“ unterstützt werden — machen, soweit das überhaupt möglich ist, unbeirrt mit ihrer humanitären Arbeit weiter.
Die Corona-Pandemie hatte einen Einsatz vor Ort lange unmöglich gemacht. Im Juni waren wir zu einem zweiten Einsatz zusammen mit zwei Ärzt:innen in Bihaç, um medizinische Notfälle zu versorgen und die Lebensmittellager neu aufzufüllen.